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Trauer feiern – oder: Wie verhält man sich auf einer Beerdigung?

Sagt man beim Niesen Gesundheit oder nicht? Lässt der Herr der Dame immer den Vortritt? Und welche Gabel nimmt man im Restaurant zuerst? Für nahezu alle Bereiche des Lebens gibt es Verhaltensregeln. Die Benimmregeln, die Adolph Freiherr von Knigge in seinem Werk „Über den Umgang mit Menschen“ vorgeschlagen hat, sind allerdings etwas in die Jahre gekommen und heute längst nicht mehr so gefragt.

Gesucht: Der Beerdigungs-Knigge

Doch es gibt einen Bereich, in dem sich die meisten einen „Knigge“ wünschen, und das sind Beerdigungen. Gibt man bei Google „Wie verhält man sich“ ein, ist „auf einer Beerdigung“ der erste Treffer. Das verwundert nicht, denn für die meisten Menschen ist der Umgang mit dem Tod ein Thema, mit dem sie sich nicht gern beschäftigen. Eine Beerdigung aber zwingt uns dazu, uns mit dem Sterben und mit der Trauer auseinanderzusetzen – weshalb wir froh sind über einen Verhaltenskodex, der uns sagt, wie wir uns zu benehmen haben.

Richtig oder falsch – gibt es das überhaupt?

Dabei braucht es nur etwas Einfühlungsvermögen, um auf einer Beerdigung alles richtig zu machen. Dass die engsten Angehörigen in den ersten Reihen sitzen und auch als erste hinter dem Sarg oder der Urne gehen, versteht sich dann von selbst. Auch dass laute Gespräche ebenso unangebracht sind wie das Klingeln des Smartphones, sollte selbstverständlich sein. Dass alle Gäste schwarz tragen, ist dagegen vielen Trauernden heute nicht mehr so wichtig. Trotzdem werden meist dunklere, gedeckte Farben getragen – es sei denn, es ist ausdrücklich anders gewünscht.

Überhaupt sind die Wünsche der Hinterbliebenen der wichtigste Leitfaden durch die Trauerfeier: Sind Blumen gewünscht oder soll das Geld stattdessen gespendet werden? Sind anteilnehmende Worte willkommen oder soll auf Kondolenzen verzichtet werden? Lesen Sie die Traueranzeige oder die Karte genau, damit Sie wissen, was gewünscht ist.

Ansonsten lautet der wichtigste Rat: Folgen Sie Ihrem Herzen! Einfühlsame Worte, die ausdrücken, wie sehr Sie den Verstorbenen geschätzt haben, und kleine Gesten, die zeigen, dass Sie für die Trauernden da sind, spenden Trost. Nach der Beisetzung und beim anschließenden gemeinsamen Beisammensein – auch heute oft noch „Leichenschmaus“ genannt – finden sich dafür passende Momente. Die Beileidskarte bietet dafür ebenfalls den richtigen Rahmen.

Trost in schweren Zeiten

Die Beerdigung ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang der Zeit des Trauerns. Jetzt wird der Verlust richtig spürbar. Seien Sie weiterhin für die Hinterbliebenen da und bieten Sie Ihre Unterstützung an – aber seien Sie nicht gekränkt, wenn dieses Angebot ausgeschlagen wird. Trauern braucht Zeit, und jeder und jede geht damit anders um. Und genau deshalb brauchen Sie auch keinen Knigge, sondern nur Ihr Mitgefühl, um auf einer Beerdigung, aber auch danach alles richtig zu machen.

Autorin:
Marina Reiter
Bildquelle:
Rapid Data

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